Raoul Eisele ◄
da wo man sich Wünsche noch leistete, gerade da
‚war es am wenigsten wünschenswert, jene
kleine Welt, die sich vor und gegen alles abschottete
die sich einem Glaskasten gleichend verbarrikadierte
wie sehr es einen doch danach verlangte, hier
sein zu wollen und wie wenig es einen erfreute
war man erst einmal darin, wie an Pinnnadeln geheftete
Ausstellungsobjekte, die sich dem Betrachter
schöner präsentierten denn je, die sich ungeachtet aller
Vorwarnungen größer und schöner zeigten, als man es sich
je hätte träumen können; doch nun – was blieb von all der
Schönheit, all der Größe, die man sich so schwer erkämpfte
bloß ein Bild, ein Abziehbild längst vergangener Zeit, ein
Museumsstück, das man schlicht und
ergreifend mit da wo Wünsche sind betitelte
da ist ein spalt, ein riss in allem, was ist
[…] schreibe Briefe im April, schreibe vom Faltender Schwalben daraus und wie ich sie fliegen lasse
zwischen den Fenstern hin und her, nur diese wenigen
Meter, wie das Klopfen an Scheiben, um dir zu sagen
bin hier, bin nie weg, ganz wie René Char von Sehnsucht
spricht, Sehnsucht ist das, was bleibt und darunter
ein wenig anders, darunter siehst du dieses unablässige
Pochen am Fenster, die Steinchen, die Schwalben, die
ich dir zuschicke wie Briefchen im April, im Mai, selbst
im Dezember werde ich schreiben und sagen, alles
Geschriebene sei ohne Anfang, ohne Ende nur ein
Einblick in das, was wir lieben, liebevoll nennen wie das
Sehnen der Herzen, das Horchen oder Denken des Bebens in
um uns herum, dieses wirkliche Leben im Herzen, diese
Zerrissenheit in allem, sei allgegenwärtig