Kurt Flecker ◄
About war – Die Sprache des Krieges” – Was kann dieser Titel wollen? Die Analyse der Sprache über den Krieg? Oder ist Sprache das Synonym für die Folgen der Gewalt? Eigentlich sollten wir uns zuerst einmal damit beschäftigen, warum wir uns jetzt diesen Fragen stellen, warum wir jetzt solche Titel wählen und was das wohl bedeuten möge, in Bezug auf unsere Wahrnehmung. Der Krieg ist in unserer Nachbarschaft angekommen und macht uns Krieg bewusst. Ist es nicht ein Armutszeugnis für unsere ach so zivilisierte mitteleuropäische Gesellschaft, dass wir die Grausamkeiten eines Krieges erst dann so richtig wahrnehmen, wenn er sich vor unserer Haustüre abspielt? Die latenten kriegerischen Auseinandersetzungen zum Beispiel im Nahen Osten, in Afrika oder sonst wo immer auf dieser Welt wurden und werden in die Kategorie der politischen Auseinandersetzung verdrängt und wenn überhaupt, der Analyse aus ideologischer Sicht oder intellektueller Distanz überlassen. Die Grausamkeit und die schrecklichen Folgen für die betroffenen Menschen bleiben im Hintergrund. Die Betroffenheit durch Nähe öffnet die Emotionen.
Jetzt nehmen wir die Sprache derjenigen wahr, die Menschen in Bewegung setzen, um andere zu töten, die Raketen auf Wohnhäuser abschießen, die Kälte des Winters zur Waffe werden lassen. Sie sagen alle das Gleiche. Wir verteidigen unser Land gegen den Aggressor oder sind einer Aggression der Gegenseite zuvorgekommen. Differenziertheit ist nicht Bestandteil dieser Sprache. Soldaten sterben für ihr Vaterland und werden dadurch Helden. Sie können ja nicht mehr gefragt werden. Liegt die Stärke der einen Armee in der unausweichlichen Folgsamkeit gegenüber dem Befehl eines diktatorischen Regimes, so ist es auf der anderen Seite ein ausgeprägter Nationalismus, der effizienten Widerstand hervorruft. Solange sich beide Seiten der Illusion des Sieges hingeben können, lehnen sie Friedensverhandlungen ab.
Europa sieht zu, hat Mitleid, beweint zwar nicht die Särge aller Toten, aber hilft in (relativ) vorbildlicher Weise den Flüchtenden. Zugleich ist dieses Europa aber nicht in der Lage, anderen Flüchtlingen ein menschenwürdiges Dasein zu organisieren. Es findet kein System der Aufnahme, da sich viele Länder weigern, Quoten dafür zu akzeptieren. So wie in Österreich Bundesländer ihre Unterbringungsquoten nicht erfüllen. So werden hier mitten im Winter Flüchtlinge in Zelten untergebracht, auch um darzustellen, wie unattraktiv es sei, in oder über unser Land zu flüchten. Politische Parteien bedienen in dieser Frage mit ihrer Rhetorik einen latenten Rassismus, um vermeintliche Stimmzuwächse zu erzielen oder in Umfragen den Absturz in die Bedeutungslosigkeit zu verhindern. Die Wortwahl erinnert an eine Sprache des Krieges. Auch wolle man die Menschenrechtskonvention, ein humanitäres Resultat als Folge der grausamen Erfahrungen mit vorangegangenen Kriegen, neu diskutieren.
Die USA und Europa liefern Waffen an die Ukraine, um ihr dadurch technisch die Verteidigung zu ermöglichen. NATO-Länder rüsten auf, aber auch Österreich. Ein Schelm, wer denkt, dass die Rüstungsindustrie darauf keinen Einfluss hat.
Die Sprache des Krieges ist vielfältig und sie kennt das Wort Friede nicht. Sie wird aber nie die stärkste Sprache in Zeiten wie diesen übertönen. Das Schweigen der Toten.