Kate Howlett-Jones ◄
Als die Pandemie ausbrach, arbeitete ich gerade an mehreren Projekten, die auf Eis gelegt werden mussten. Wie die meisten Menschen dachte ich, es wäre nur eine Frage von Monaten und dann ginge alles wieder seinen gewohnten Gang.
Nach und nach wurde uns klar, dass wir andere Wege einschlagen mussten, wenn wir überhaupt eine Chance haben wollten, die Projekte zu Ende zu bringen.
In einigen Fällen war diese radikale Überarbeitung des Rahmens eine Erfahrung, die sich als positiv erwies, weil sie uns zwang, über Dinge nachzudenken, die wir für selbstverständlich hielten. So wurden etwa aus einer geplanten Indoor-Show Plakate, die wir im Lend auf Schaufenstern klebten und die schlussendlich besser zum Projekt passten.
Zudem konnten wir so lokale Geschäftsbesitzer*innen während der strengen Schließung im Februar/März 2021 in das Projekt einbeziehen. Auch andere Projekte mussten wir nach Außen verlegen, was nicht einfach war, aber die Dinge buchstäblich in Bewegung brachte.
Die mit der Pandemie miteinhergehende Virtualisierung der Kunst ist eine Chance. Allerdings bin ich nicht davon überzeugt, dass die Virtualisierung irreversibel ist. Wir entwickeln derzeit ein Kunstprojekt, bei dem die Website der Dreh- und Angelpunkt ist und nicht nur dokumentarisch.
Es ist ein Experiment, um zu sehen, was für die Kunst im digitalen öffentlichen Raum möglich ist. Vor ein paar Jahren hätten wir das nicht in Betracht gezogen, aber nun nutzen wir den Schwung der Normalität der Online-Interaktion und sehen, was passiert.
Mit der Pandemie ging auch eine Normalisierung des Trackings und der Überwachung einher. Es ist sicher wichtig, diese Überwachungsmaßnahmen im Auge zu behalten, nachdem sie in unser Leben integriert wurden – vorübergehend, wie wir hoffen. Wir sollten daher zu einem späteren Zeitpunkt neu bewerten, was sinnvoll ist. Wenn es dazu beiträgt, die Ausbreitung des Virus einzudämmen, dann ist es ein notwendiger Kompromiss.
Es besteht immer die Gefahr, dass in Krisenzeiten Kultur und Kunst als Luxus, als Petersiliengarnitur des Lebens, und nicht als essentiell betrachtet werden. Andererseits haben wir deutlicher denn je gesehen, dass es Kunst und Kultur sind, die es geschafft haben, die Menschen aufrechtzuerhalten und sie zu verankern.
Kate Howlett-Jones ist eine Textkünstlerin, die seit 1999 in Graz lebt. Ausstellungen: Stories from the Edge (MLZ/Galerie Kortilj/Kunsthaus Graz 2016), Geschichten-KÜCHE: (rotor/steirischerherbst 2016), Cafe Samowar (2017), Rendezvous im Bad (2018), Momente der Veränderung (2018), Talking (about) Images (Trieste/Rijeka/Ljubljana 2019), Sternbildgrenzen (Steiermärkische Landesbibliothek 2019), Active Urban Citizenship (Kulturjahr 2020), Es War Einmal, Es War Einmal Nicht (Steiermark 2022).
Sie hat französische und russische Literatur an der University of Oxford und Kreatives Schreiben studiert.