lockdown statt ausstellung

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Eva Mohringer-Milowiz

Mein Fotoprojekt „Kärntnerstraße“ ist genau in die Zeit des ersten Lockdowns gefallen. Als ich zu fotografieren begann, da waren keine Menschen mehr auf der Straße, es fuhren nur wenige Autos und alle Geschäfte waren zugesperrt. Wegen der Pandemie gab es in der Kärntnerstraße sehr spezielle Verhältnisse und es war sehr interessant, aber auch etwas eigenartig, die Straße in dieser ungewöhnlichen Form fotografisch zu dokumentieren.

Die Ausstellungseröffnung zu meinem Kärntnerstraße-Projekt fiel genau auf den Tag vor einem der Lockdown. Das heißt, dass nicht sehr viele Besucher*innen zur Eröffnung gekommen sind. Die Eröffnung war zwar sehr nett, aber schon ab dem nächsten Tag war wieder alles vorbei, da es durch den Lockdown keine Möglichkeit mehr gab, die Ausstellung noch zu besichtigen. Ich habe mich dann gefragt, wofür habe ich das alles gemacht? Schließlich ist meine Ausstellung dann doch noch bis in den Dezember 2021 hinein verlängert worden, da auch die nach mir geplante Ausstellung nach hinten verschoben werden musste.

Titelbild Eva Mohringer-Milowiz
© Azam Shadpour

Wir haben begleitend zur Ausstellung eine Online-Zoom-Diskussion gemacht. Ich bin normalerweise nicht online, darum war das für mich recht interessant. Aber es haben da auch nur sehr wenige zugehört (zumindest ist die Diskussion aber aufgenommen worden und wird wiederverwendet werden). Ich habe so eine Onlineveranstaltung vorher noch nie gemacht und war daher furchtbar aufgeregt. Während der Diskussion war das dann wirklich fein und wir haben wirklich so Zwiegespräche geführt. Die Diskussion war sehr anregend und vom Vertreter der Stadtverwaltung wurden die Überlegungen der Stadtplanung präsentiert, was für die Kärntnerstraße in nächster Zeit realisiert werden soll. Da ich das vorher noch nie gemacht hatte, hat mich das wenige Publikum aber nicht sehr gestört, weil es für mich dadurch einfacher war.

Titelbild Eva Mohringer-Milowiz
© Azam Shadpour
Titelbild Eva Mohringer-Milowiz
© Azam Shadpour

Ansonsten bedeutete die Pandemie keinen Unterschied für mich bei der künstlerischen Arbeit gespürt, da ich auch sonst für mich alleine arbeite und machen kann was ich will. Auch in der Zeit vor der Pandemie haben sich meine Ausstellungsbesuche in Grenzen gehalten, so dass ich auch da nicht den großen Unterschied bemerkt habe. Was die Vorsichtsmaßnahmen betrifft, so erwarte ich, dass man eine Maske trägt wenn man näher beisammen steht. Das ist wichtig aber sonst habe ich eigentlich keine Angst, wenn nur wenige Personen in einem Ausstellungsraum sind.

Was die politischen Maßnahmen während der Pandemie betrifft, so hatte ich den Eindruck, dass man überhaupt nicht über Kunst nachgedacht hat. Kunst kann man nicht essen und deswegen wurde man in der Pandemie nicht gleich darauf gestoßen, dass da etwas fehlt. Aber erst mit der Zeit ist der Mangel an kulturellen Veranstaltungen für die Bevölkerung immer spürbarer geworden.


Bis 2008 arbeitete Eva Mohringer-Milowiz über 37 Jahre im Bundesdenkmalamt. War sie bereits damals daneben auch
als Fotografin tätig, so hat sie ihre fotografische Arbeit seitdem nochmals intensiviert und konnte sie ihre Arbeiten in
verschiedenen Ausstellungen präsentieren. Ihre fotografischen Motive findet sie in der Architektur und im Alltäglichen des
Stadtraums, welches sich oft den Blicken entzieht.