Stefan Lozar ◄
Mein Leben als Künstler ist geprägt von Selbstzweifeln und einer Infragestellung meiner Existenz, ein endliches Dasein in einer andauernden Krise. Als am Anfang der Pandemie zu beobachten war, wie eine globale Angst entstand, hatte ich den Eindruck, dass wir alle im gleichen Boot sitzen, und nun eine Chance besteht, dass unsere Gesellschaft sensibler wird für die Gefühle und Bedürfnisse anderer. Das gab mir die Kraft, um mich dem Ganzen zu stellen.
Heute, nach über zwei Jahren Pandemie, sitze ich hier nach wie vor voller Selbstzweifel, ohnmächtig um etwas großartig verändern zu können. Ich verfolge die Medien interessierter denn je, nur um festzustellen, dass neben der weltweiten Pandemie alles andere noch schlimmer geworden zu sein scheint. Für mich als Künstler wäre das Nahrung genug, nur fühle ich mich mehr gelähmt in meinem Denken als inspiriert, mehr schockiert als vorbereitet, ich fühle mich reduziert auf mich selbst.
„Frauen und Kinder zuerst“ oder doch „Jede/r für sich“? Die Welt ist zwar kein Schiff, das zu sinken
droht, jedoch scheint ein Kurswechsel unumgänglich, um eine Kollision zu vermeiden. Erste Anzeichen der Evakuierung machen sich bemerkbar, denn die Solidarität ging als Erstes über Bord. Andere streiten, ob es sicher ist die Rettungsboote zu benutzen, wieder andere nutzen die Gunst der Stunde und blockieren das Steuerruder, weil nur dann alles so bleibt, dass sie noch mehr Klopapier verkaufen können. Passagier*innen, die für ihr Ticket bezahlt haben, wollen ihr Geld zurück, weil so war das ja nicht ausgemacht. Derweilen wird die Besatzung in systemrelevant und nicht systemrelevant unterteilt. Die blinden Passagier*innen haben sowieso nichts zu lachen. Fragt sich nur, wer den Kahn steuert, weil den Kapitän bzw. die Kapitänin hat schon lange niemand mehr gesehen.
Was die Kunst betrifft, so reagieren sie und ihre Schöpfer*innen immer auf die zeitlichen
Gegebenheiten. Was das für die virtuelle Produktion und Rezeption von Kunst bedeutet? Da ist vieles möglich, das muss auch nicht schlecht sein. Videokonferenzen sind durchaus eine praktische Sache sind und eine Onlineausstellung, an der ich beteiligt war, hat sich als sehr gelungen herausgestellt. Aber ob derartige virtuelle Präsentationsformen in Zukunft genügen, wenn es wieder möglich ist, bei einer Kulturveranstaltung live dabei zu sein? Ich glaube nicht, da der Aufwand recht hoch ist und zusätzliche Arbeit und Kosten entstehen lässt.
Was Einlasskontrollen, Präventionskonzepten etc. betrifft, so machen diese kurzzeitig sicher Sinn. Nur wissen wir, dass einiges davon ein Dauerzustand werden wird, bis sich niemand mehr erinnern kann, warum es so kam. Viele wollen mehr Überwachung und Kontrolle von Menschen und haben jetzt einen Grund diese umzusetzen. Man muss hier sehr wachsam bleiben und sich gegebenenfalls wehren. Das große Problem in der momentanen Situation ist sicher das übliche Schwarz-Weiß-Denken. Insofern braucht es ein Mehr an Kompromissbereitschaft!
Stefan Lozar wuchs in den Niederlanden und Österreich auf. Nach seiner Maschinenschlosserlehre absolvierte er an der Ortweinschule die Ausbildungen für FineArt Photography und Multimedia Design sowie Bildhauerei. Er nutzt seine Fähigkeiten und Erfahrungen aus verschiedenen Berufsfeldern, um in seinen Skulpturen eine sehr klare Formensprache zu erreichen. Seit 2010 wirkt er in seinem Atelier im Schaumbad – Freies Atelierhaus Graz als selbstständiger Fotograf, Künstler und Schlosser.